Sie bezeichneten sich selbst als „benzinverrückte Berliner Göre“, durch deren Adern wohl mehr Benzin
als Blut floss.
Emanzipation lebten Sie bereits, als andere noch nicht mal wussten,
wie man „Emma“ schreibt:
Das muffige Nachkriegs-Berlin schüttelte ungläubig den Kopf,
als Sie es 1954 wagten, in eine absolute Männerdomäne vorzustoßen: mit einer
Lehre zur Kfz-MechanikerIN.
Erst 31 Jahre jung, übernahmen Sie 1969 den elterlichen
Betrieb und bauten ihn zu einem der größten Autohäuser Berlins aus.
Wohlgemerkt: Eine Frau, die sich damals nicht in ihre Rolle
als „Heimchen am Herd“ fügen, sondern
einen Beruf ausüben wollte, benötigte in der BRD bis 1977! die Erlaubnis des „Göttergatten“!
Gut, „Flinten-Uschi“
und der „wandelnde Hosenanzug“ wären
Deutschland damit vielleicht erspart geblieben…
Liebe Heidi Hetzer, Sie begaben sich 2014 auf eine
zweieinhalbjährige Weltreise. Allein. Mit 77 Jahren. In einem 84 Jahre alten
Vorkriegs-Oldtimer.
Zurück von Ihrem Abenteuer „Mit (fast) 80 Jahren um die Welt“, sorgten Sie im ZDF-Morgenmagazin
für einen „Rassismus-Eklat“, weil Sie
Südafrikas hohe Kriminalitätsrate ansprachen.
Auf Ihre eigene Art: ehrlich,
unverblümt, direkt – ohne Rücksicht auf „political correctness“ – mit folgenden
Worten:
„Die klauen. Die
Schwarzen klauen, wenn sie nur eine Jacke, eine olle Jacke sehen. Die klauen
alles.“
Dieser Satz spiegelte ein halbes Jahr Ihrer praktischen Lebenserfahrung
in Südafrika wieder, wo man Sie mehrfach bestahl und ausraubte.
Wie viele der „Shitstormler“
hatten wohl jemals einen Fuß auf den afrikanischen Kontinent gesetzt? Vom Tunesien-Pauschalurlaub
mal abgesehen?
Die kleine, energiegeladene Ur-Berlinerin mit der großen
Klappe, die als Hobby-Rennfahrerin über 150 Pokale einheimste, sah am Ostersonntag die finale Zielflagge ihrer „Lebens-Rallye“:
Sie verstarb am 21. April.
Für mich galt diese resolute Frau als Sinnbild der
Generation, die unserem Land zum Wirtschaftswunder verhalf. Eine tatkräftige,
unkonventionelle Vertreterin des unternehmerischen Mittelstands, von deren
sozialen Engagement sich viele Kritiker eine dicke Scheibe abschneiden konnten!
Ihr
Elmar Gehrke
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