Mittwoch, 1. Mai 2019

Heidi Hetzer



Sie bezeichneten sich selbst als „benzinverrückte Berliner Göre“, durch deren Adern wohl mehr Benzin als Blut floss.

Emanzipation lebten Sie bereits, als andere noch nicht mal wussten, wie man „Emma“ schreibt:

Das muffige Nachkriegs-Berlin schüttelte ungläubig den Kopf, als Sie es 1954 wagten, in eine absolute Männerdomäne vorzustoßen: mit einer Lehre zur Kfz-MechanikerIN.

Erst 31 Jahre jung, übernahmen Sie 1969 den elterlichen Betrieb und bauten ihn zu einem der größten Autohäuser Berlins aus.

Wohlgemerkt: Eine Frau, die sich damals nicht in ihre Rolle als „Heimchen am Herd“ fügen, sondern einen Beruf ausüben wollte, benötigte in der BRD bis 1977! die Erlaubnis des „Göttergatten“!

Gut, „Flinten-Uschi“ und der „wandelnde Hosenanzug“ wären Deutschland damit vielleicht erspart geblieben…

Liebe Heidi Hetzer, Sie begaben sich 2014 auf eine zweieinhalbjährige Weltreise. Allein. Mit 77 Jahren. In einem 84 Jahre alten Vorkriegs-Oldtimer.

Zurück von Ihrem Abenteuer „Mit (fast) 80 Jahren um die Welt“, sorgten Sie im ZDF-Morgenmagazin für einen „Rassismus-Eklat“, weil Sie Südafrikas hohe Kriminalitätsrate ansprachen. 

Auf Ihre eigene Art: ehrlich, unverblümt, direkt –  ohne Rücksicht auf „political correctness“ – mit folgenden Worten:

„Die klauen. Die Schwarzen klauen, wenn sie nur eine Jacke, eine olle Jacke sehen. Die klauen alles.“

Dieser Satz spiegelte ein halbes Jahr Ihrer praktischen Lebenserfahrung in Südafrika wieder, wo man Sie mehrfach bestahl und ausraubte.

Wie viele der „Shitstormler“ hatten wohl jemals einen Fuß auf den afrikanischen Kontinent gesetzt? Vom Tunesien-Pauschalurlaub mal abgesehen?

Die kleine, energiegeladene Ur-Berlinerin mit der großen Klappe, die als Hobby-Rennfahrerin über 150 Pokale einheimste, sah am Ostersonntag die finale Zielflagge ihrer „Lebens-Rallye“: Sie verstarb am 21. April.

Für mich galt diese resolute Frau als Sinnbild der Generation, die unserem Land zum Wirtschaftswunder verhalf. Eine tatkräftige, unkonventionelle Vertreterin des unternehmerischen Mittelstands, von deren sozialen Engagement sich viele Kritiker eine dicke Scheibe abschneiden konnten!

Ihr

Elmar Gehrke

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